[Secondary Use of Electronic Medical Record Data from Primary Health Care is Feasible: Report from RADAR Project].

Sekundäre Nutzung von hausärztlichen Routinedaten ist machbar – Bericht vom RADAR Projekt.

Journal

Gesundheitswesen (Bundesverband der Arzte des Offentlichen Gesundheitsdienstes (Germany))
ISSN: 1439-4421
Titre abrégé: Gesundheitswesen
Pays: Germany
ID NLM: 9204210

Informations de publication

Date de publication:
Nov 2021
Historique:
entrez: 1 12 2021
pubmed: 2 12 2021
medline: 15 12 2021
Statut: ppublish

Résumé

Objectives It is difficult to obtain longitudinal 'real world' data from ambulatory medical care in Germany in a systematic way. Our vision is a large German research data repository featuring representative, anonymized patient and outpatient health care data, longitudinal, continuously updated and across different providers, offering a perspective of linking secondary care data or additional data obtained from research cohorts, for example patient reported data or biodata, and will be accessible for other researchers. Here we report specific methods and results from the RADAR project.Methods Survey of legislation, design of technical processes and organisational solutions, with a feasibility study to evaluate technical and content functionality, acceptability and performance fitness for health services research questions.Results In 2016, a multi-disciplinary scientific team initiated the development of a privacy protection and IT security concept for data exported from the electronic medical records (EMR) of physicians' practices in line with the European General Data Protection Regulation. Technical and organisational requirements for lawful research infrastructure were developed and executed for use in a specific case, namely ̒oral anticoagulation'. In 7 Lower Saxonian general practices, 100 patients were selected by their physician and their data - reduced to 40 essential data fields - extracted from EMR via a mandatory software interface after informed consent. Still in the practice, the data were split into identifying or medical data. These were encrypted and transferred either to a trusted third party (TTP) or to a data repository, respectively. 75 patients who met our inclusion criteria (minimum of one year of oral anticoagulation treatment) received a quality-of-life questionnaire via the TTP. Of the 66 returns, 63 responses were then linked to the EMR data in the repository.Conclusion Results from RADAR project proved the technical and organisational feasibility of lawful, pseudonymised data acquisition and the linkage of questionnaires to EMR data. The protecting concepts privacy by design and data minimization (Art. 25 GDPR with Recital 78) were implemented. Without informed consent, secondary use of routine data from ambulatory care which are sufficiently anonymized but still meaningful is all but impossible under current German law. Ziel der Studie „Real world“-Daten aus der ambulanten Gesundheitsversorgung sind in Deutschland nur schwer systematisch und longitudinal zu erlangen. Unsere Vision ist eine permanente Datenablage mit repräsentativen, de-identifizierten Patienten- und Versorgungsdaten, längsschnittlich, fortwährend aktualisiert und von verschiedenen Versorgern, mit der Möglichkeit zur Verknüpfung mit weiteren Daten, etwa aus Patientenbefragungen oder biologischer Forschung, zugänglich für andere Forscher. Wir berichten methodische Vorgehensweisen und Ergebnisse aus dem RADAR Projekt.Methodik Untersuchung des Rechtsrahmens, Entwicklung prototypischer technischer Abläufe und Lösungen, mit Machbarkeitsstudie zur Evaluation von technischer und inhaltlicher Funktionalität sowie Eignung für Fragestellungen der Versorgungsforschung.Ergebnisse Ab 2016 entwickelte ein interdisziplinäres Wissenschaftlerteam ein Datenschutzkonzept für Exporte von Versorgungsdaten aus elektronischen Praxisverwaltungssystemen. Eine technische und organisatorische Forschungsinfrastruktur im ambulanten Sektor wurden entwickelt und im Anwendungsfall „Orale Antikoagulation“ (OAK) umgesetzt. In 7 niedersächsischen Hausarztpraxen wurden 100 Patienten gewonnen und nach informierter Einwilligung ihre ausgewählten Behandlungsdaten, reduziert auf 40 relevante Datenfelder, über die Behandlungsdatentransfer-Schnittstelle extrahiert, unmittelbar vor Ort in identifizierende bzw. medizinische Daten getrennt und verschlüsselt zur Treuhandstelle (THS) bzw. an den Datenhalter übertragen. 75 Patienten, die die Einschlusskriterien erfüllten (mind. 1 Jahr Behandlung mit OAK), erhielten einen Lebensqualitäts-Fragebogen über die THS per Post. Von 66 Rücksendungen wurden 63 Fragebogenergebnisse mit den Behandlungsdaten in der Datenablage verknüpft.Schlussfolgerung Die rechtskonforme Machbarkeit der Gewinnung von pseudonymisierten hausärztlichen Routinedaten mit expliziter informierter Patienteneinwilligung und deren wissenschaftliche Nutzung einschließlich Re-Kontaktierung und Einbindung von Fragebogendaten konnte nachgewiesen werden. Die Schutzkonzepte Privacy by design und Datenminimierung (Artikel 25 mit Erwägungsgrund 78 DSGVO) wurden systematisch in das RADAR Projekt integriert und begründen wesentlich, dass der Machbarkeitsnachweis rechtskonformer Primärdatengewinnung und sekundärer Nutzung für Forschungszwecke gelang. Eine Nutzung hinreichend anonymisierter, aber noch sinnvoller hausärztlicher Gesundheitsdaten ohne individuelle Einwilligung ist im bestehenden Rechtsrahmen in Deutschland schwerlich umsetzbar.

Autres résumés

Type: Publisher (ger)
Ziel der Studie „Real world“-Daten aus der ambulanten Gesundheitsversorgung sind in Deutschland nur schwer systematisch und longitudinal zu erlangen. Unsere Vision ist eine permanente Datenablage mit repräsentativen, de-identifizierten Patienten- und Versorgungsdaten, längsschnittlich, fortwährend aktualisiert und von verschiedenen Versorgern, mit der Möglichkeit zur Verknüpfung mit weiteren Daten, etwa aus Patientenbefragungen oder biologischer Forschung, zugänglich für andere Forscher. Wir berichten methodische Vorgehensweisen und Ergebnisse aus dem RADAR Projekt.Methodik Untersuchung des Rechtsrahmens, Entwicklung prototypischer technischer Abläufe und Lösungen, mit Machbarkeitsstudie zur Evaluation von technischer und inhaltlicher Funktionalität sowie Eignung für Fragestellungen der Versorgungsforschung.Ergebnisse Ab 2016 entwickelte ein interdisziplinäres Wissenschaftlerteam ein Datenschutzkonzept für Exporte von Versorgungsdaten aus elektronischen Praxisverwaltungssystemen. Eine technische und organisatorische Forschungsinfrastruktur im ambulanten Sektor wurden entwickelt und im Anwendungsfall „Orale Antikoagulation“ (OAK) umgesetzt. In 7 niedersächsischen Hausarztpraxen wurden 100 Patienten gewonnen und nach informierter Einwilligung ihre ausgewählten Behandlungsdaten, reduziert auf 40 relevante Datenfelder, über die Behandlungsdatentransfer-Schnittstelle extrahiert, unmittelbar vor Ort in identifizierende bzw. medizinische Daten getrennt und verschlüsselt zur Treuhandstelle (THS) bzw. an den Datenhalter übertragen. 75 Patienten, die die Einschlusskriterien erfüllten (mind. 1 Jahr Behandlung mit OAK), erhielten einen Lebensqualitäts-Fragebogen über die THS per Post. Von 66 Rücksendungen wurden 63 Fragebogenergebnisse mit den Behandlungsdaten in der Datenablage verknüpft.Schlussfolgerung Die rechtskonforme Machbarkeit der Gewinnung von pseudonymisierten hausärztlichen Routinedaten mit expliziter informierter Patienteneinwilligung und deren wissenschaftliche Nutzung einschließlich Re-Kontaktierung und Einbindung von Fragebogendaten konnte nachgewiesen werden. Die Schutzkonzepte Privacy by design und Datenminimierung (Artikel 25 mit Erwägungsgrund 78 DSGVO) wurden systematisch in das RADAR Projekt integriert und begründen wesentlich, dass der Machbarkeitsnachweis rechtskonformer Primärdatengewinnung und sekundärer Nutzung für Forschungszwecke gelang. Eine Nutzung hinreichend anonymisierter, aber noch sinnvoller hausärztlicher Gesundheitsdaten ohne individuelle Einwilligung ist im bestehenden Rechtsrahmen in Deutschland schwerlich umsetzbar.

Identifiants

pubmed: 34852383
doi: 10.1055/a-1676-4020
doi:

Types de publication

Journal Article

Langues

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S130-S138

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Georg Thieme Verlag Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany.

Déclaration de conflit d'intérêts

Die Autoren erklären, dass keine Interessenkonflikte bestehen.

Auteurs

Johannes Hauswaldt (J)

Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland.

Thomas Bahls (T)

Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland.

Arne Blumentritt (A)

Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland.

Iris Demmer (I)

Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland.

Johannes Drepper (J)

Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e. V., TMF, Berlin, Deutschland.

Roland Groh (R)

Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung mbH Göttingen, Göttingen, Deutschland.

Stephanie Heinemann (S)

Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland.

Wolfgang Hoffmann (W)

Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland.

Valérie Kempter (V)

Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e. V., TMF, Berlin, Deutschland.

Johannes Pung (J)

Medizinische Informatik, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland.

Otto Rienhoff (O)

Medizinische Informatik, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland.

Falk Schlegelmilch (F)

Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland.

Philipp Wieder (P)

Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung mbH Göttingen, Göttingen, Deutschland.

Ramin Yahyapour (R)

Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung mbH Göttingen, Göttingen, Deutschland.

Eva Hummers (E)

Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland.

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